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Turbulenzen im Herz: Symptome, Diagnose und Therapie von Vorhofflimmern – Herzwochen 2022

Hanau, 24. November 2022. Unter dem Motto „Turbulenzen im Herz“ rückt die Deutsche Herzstiftung das Thema Vorhofflimmern in den Vordergrund der diesjährigen Herzwochen. Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, schätzungsweise 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Passend dazu findet am Klinikum Hanau am 08. Dezember ein Arzt-Patienten-Seminar zum Thema Herzrhythmusstörungen statt. Referent Dr. med. Guido Groschup, Chefarzt der Klinik für Rhythmologie am Klinikum Hanau, spricht im Interview über Warnsignale, Diagnose, Therapiemöglichkeiten und erklärt, warum die Volkskrankheit Vorhofflimmern so tückisch ist.

Herr Dr. Groschup, man sagt ja immer, ein gesundes Herz schlägt normalerweise 60 bis 80 Mal in der Minute. Ist jede Abweichung davon gleich eine Herzrhythmusstörung?

Groschup: Nein, das lässt sich nicht pauschal beantworten. Leistungssportler beispielsweise haben häufig einen Ruhepuls von 50 – das ist dann ganz normal. Auch zwischen Männern und Frauen gibt es Unterschiede, die Herzfrequenz von Frauen ist durchschnittlich höher. Als Faustregel gilt jedoch: Weniger als 40 Schläge und mehr als 100 Schläge in Ruhe sind ein Grund für eine ärztliche Abklärung und ein EKG.

Was passiert denn speziell beim Vorhofflimmern mit dem Herz? Und was macht gerade diese Herzrhythmusstörung so tückisch?

Groschup: Unser Herzschlag wird über elektrische Impulse geregelt, die der Sinusknoten im rechten Vorhof erzeugt. Diese breiten sich über beide Vorhöfe aus und sorgen dafür, dass sie sich koordiniert zusammenziehen und entspannen. Beim Vorhofflimmern gibt es jedoch eine völlig arrhythmische Überlagerung zahlreicher Impulse, die diesen Vorgang stören. Die Vorhöfe zittern dadurch unkontrolliert und das Herz schlägt dann teilweise sehr schnell und zudem unregelmäßig. Dadurch fehlt der Beitrag der Vorkammern zur Füllung der Herzkammern und viele Patienten bemerken eine Belastungsluftnot. Zudem können sich kleine Blutgerinnsel in dem Vorhof, insbesondere in dem sogenannten Vorhofohr, bilden. Problematisch wird es, wenn diese mit dem Blutstrom in den Kopf transportiert werden und dort ein Hirngefäß verstopfen, denn dann kommt es zum Schlaganfall. Vorhofflimmern ist der Auslöser für ca. 20 bis 30 % aller Schlaganfälle. Besonders tückisch ist, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass sie Vorhofflimmern und somit ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben. Schätzungsweise ein Drittel aller Erkrankten hat keine Symptome.

Was wären denn typische Warnsignale? Und was kann ich tun, dass Vorhofflimmern bei mir eben nicht unentdeckt bleibt?

Groschup: Vorhofflimmern äußert sich meist durch Herzstolpern und Herzrasen, es können auch weitere Symptome, wie innere Unruhe und Angst, Luftnot, Leistungsschwäche, Schwindel und Brustschmerzen, hinzukommen. Bei diesen Beschwerden sollte man auf jeden Fall genauer nachforschen lassen. In der Regel macht der Arzt dann ein Elektrokardiogram (EKG), manchmal ist auch ein Langzeit-EKG notwendig.

Und selbst wenn man keins dieser Symptome bemerkt, macht es ab dem 65. Lebensjahr Sinn, seine Herzfrequenz im Auge zu behalten. Dafür kann man einfach seinen Puls am Handgelenk fühlen oder auch bei der häuslichen Blutdruckmessung auf den Puls achten. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Wearables, also vor allem Smartwatches, die man am Handgelenk trägt. Die sind in der Lage, Unregelmäßigkeiten der Herzfrequenz über einen längeren Zeitraum aufzuzeichnen, da man so eine Uhr ja prinzipiell 24 Stunden am Tag tragen kann. Natürlich ersetzen sie keine Diagnose durch einen Kardiologen, können aber erste Hinweise auf eine Herzkrankheit geben und zur frühzeitigen Diagnose beitragen.

Und wie geht es nach der Diagnose weiter?

Groschup: Je nach individuellem Schlaganfallrisiko sollten Gerinnungshemmer eingenommen werden. Hier spielt zum einen das Alter eine Rolle, aber auch Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Das Vorhofflimmern selbst lässt sich ebenfalls medikamentös mit Antiarrhythmika behandeln. Immer häufiger wird allerdings eine Katheterablation durchgeführt. Hier wird ein feiner Kunststoffschlauch über die Leistenvene zum Herzen geschoben, um die Herzmuskelfasern, die für die Störimpulse verantwortlich sind, mittels Hitze oder Kälte zu veröden. Der Eingriff ist minimalinvasiv und wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Mit einem Heilungserfolg von 60 bis 90 % ist die Katheterablation einer medikamentösen Therapie zumindest auf lange Sicht überlegen.

Was ist mit Prävention? Kann ich etwas tun, damit mein Herz gar nicht erst aus dem Takt gerät?

Groschup: Ganz allgemein: Auf einen gesunden Lebensstil und ein normales Gewicht achten. Allem voran sollte man regelmäßige körperliche Aktivität in seine Routine aufnehmen und Übergewicht strukturiert abbauen. Am besten eignet sich hier Ausdauersport wie Joggen oder Radfahren – ideal wäre, drei bis fünf Mal pro Woche eine halbe Stunde. Ergänzend dazu sollte man sich ausgewogen ernähren, auf ausreichend Schlaf achten und Stress reduzieren. Das alles kann auch nach der Diagnose helfen, um das Vorhofflimmern in den Griff zu bekommen und zudem das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck zu senken.

Mehr zum Thema: Arzt-Patienten-Seminar im Dezember

Mehr über Herzrhythmusstörungen erfahren Interessierte am 08. Dezember 2022, um 17:30 Uhr von Dr. med. Guido Groschup beim nächsten Arzt-Patienten-Seminar. Die Veranstaltung findet im Konferenzraum 115 (5. Stock) im Hauptgebäude des Klinikums Hanau in der Leimenstraße 20 statt und dauert rund eineinhalb Stunden, dabei ist ausreichend Zeit für Fragen rund um das Thema vorgesehen.

Aufgrund der geltenden gesetzlichen Regelungen müssen Teilnehmer einen tagesaktuellen negativen Testnachweis (Antigen-Schnelltest max. 24h alt) zur Veranstaltung mitbringen. Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt und es gelten die gängigen Hygiene- und Abstandsregelungen. Auf dem gesamten Klinikgelände und während der Veranstaltung muss zudem eine FFP2-Maske getragen werden. Der Eintritt ist kostenfrei, eine vorherige Anmeldung ist erforderlich und kann telefonisch unter (06181) 296-2188 oder per E-Mail an presse@remove-this.klinikum-hanau.de erfolgen.