Ausgezeichnete Schlaganfall-Versorgung
Hanau, 14. August 2019. Deutsche Schlaganfall Gesellschaft (DSG) und Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifizieren Schlaganfallstation am Klinikum Hanau als überregionale Stroke Unit
Und plötzlich ist alles anders. Kaum eine Erkrankung kann das Leben der Betroffenen so nachträglich verändern, wie ein Schlaganfall. Auch als Hirnschlag bezeichnet, ist er die dritthäufigste Todesursache in der Bundesrepublik und betrifft jährlich rund 270.000 Menschen: Viele Betroffene leiden ein Leben lang unter den Folgen, fast 40% versterben innerhalb des ersten Jahres, bis zu 20% erleiden mindestens einen weiteren Schlaganfall. Bei der Versorgung kommt es deshalb auf jede Minute an, Betroffene müssen möglichst schnell behandelt werden. Bereits seit dem Jahr 2006 ist die Schlaganfallstation am Klinikum Hanau als regionale Stroke Unit zertifiziert, nun wurde sie von der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe auch als überregionale Stroke Unit anerkannt. Damit wird das Leistungsspektrum der Neurologischen Klinik am Klinikum Hanau besser abgebildet als bisher. In Abgrenzung von regionalen Stroke Units hebt sich die überregionale Schaganfall-Station am Klinikum Hanau dadurch hervor, dass neben der medikamentösen Schlaganfall-Behandlung auch die sogenannte Thrombektomie für Patienten angeboten wird, bei denen sich ein Verschluss eines besonders großen hirnversorgenden Gefäßes ereignet hat. Hierbei wird mit einem kathetergestützten Verfahren das Gerinnsel aus dem verschlossenen Gefäß mechanisch entfernt. Das Klinikum ist eines von elf hessischen Thrombektomie-Zentren, wie beispielsweise auch das Universitätsklinikum in Frankfurt.
„Bei der Zertifizierung wurden alle unsere Prozesse genauestens unter die Lupe genommen. Umso mehr freut es mein Team und mich, dass wir die beiden Auditoren von der exzellenten Schlaganfall-Versorgung in unserer Klinik überzeugen konnten“, freut sich Dr. med. Sven Thonke, Chefarzt der Klinik für Neurologie. Besonderes Augenmerk lag dabei neben den Fallzahlen, Prozessabläufen und der Organisation, auch auf der Behandlungsqualität, also wie schnell eine qualifizierte Diagnose gestellt wird und die Akuttherapie beginnt. Im Klinikum steht für Betroffenen rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr das vollständige Behandlungsangebot zur Verfügung. Insbesondere mit der Thrombektomie kommt eine besonders moderne und erfolgsversprechende Therapiemethode zum Einsatz. Dabei wird mit einem sogenannten „Stent Retriever“, der über die Leiste in das verschlossene Gefäß eingeführt wird, das Blutgerinnsel zusammen mit dem Thrombus herausgezogen. Der wissenschaftliche Durchbruch dieser Methode erfolgte erst 2015, seitdem wird das Verfahren auch im Klinikum mehr und mehr angewandt, bis zuletzt 2018 in knapp 100 Fällen. Bei einem Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is brain“, es kommt also in der Versorgung auf jede Sekunde an. Deshalb spielt auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Fachbereichen eine wichtige Rolle. „Unsere Schlaganfall-Patienten können sich dabei auf ein gut eingespieltes Team aus der Neurologie, Radiologie und Anästhesie verlassen, das von kurzen Wegen profitiert und in Rekordzeit die Behandlung einleiten kann“, sagt der Geschäftsführer des Klinikums, Volkmar Bölke.
Doch nicht nur die Akutversorgung von Schlaganfällen hat die Auditoren der DSG und vom TÜV Rheinland überzeugt, auch das neue Nachsorge-Konzept „HANNS“ am Klinikum hat sie besonders beeindruckt. Zwei Schlaganfall-Lotsinnen betreuen seit November 2018 betroffene Patienten noch bis zu ein Jahr nach dem Vorfall. So kann die Lebensqualität der Betroffenen erhalten werden und ein weiterer Schlaganfall in vielen Fällen verhindert werden.
In der Klinik werden jährlich rund 1.000 Patienten mit Schlaganfall aus dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau behandelt. Dafür ist die Stroke Unit mit 12 monitorüberwachten Behandlungsbetten ausgestattet und es kümmert sich ein spezialisiertes multidisziplinäres Team bestehend aus Ärzten, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen und Sozialarbeitern um die Betroffenen.